Bukit Tekenang – Der wahrscheinlich beste Schulungsort in Indonesien

Wer schon einmal unterrichtet hat, weis, das es manchmal nicht einfach ist, immer die ungeteilte Aufmerksamkeit der Kursteilnehmer zu haben. Dies gilt besonders fuer Indonesien, wo Kommunikation und ngobrol (einfach quatschen) ueber Alles geht und facebooking und das Senden von SMS Dimensionen erreicht, die Anbieter von Mobilfunkserviceleistungen Freudenspruenge ausfuehren laesst. Mobiltelefone hat hier ja ohnehin fast jeder, die meisten haben zwei oder mehr – fuer jeden Serviceanbieter eins… Und so hat es der Kursleiter manchmal schwer.
Aber es geht auch anders. Vor zwei Wochen habe ich mit zwei Kollegen aus Pontianak gemeinsam einen 6taegigen GIS-Kurs (Geographische Informationssysteme) fuer Beamte der 4 Nationalparks des Heart of Borneo gegeben.

Blick vom Bukit Tekenang auf den noerdlichen Teil des Feuchtgebiets Danau Sentarum Nationalpark.

Blick vom Bukit Tekenang auf den noerdlichen Teil des Feuchtgebiets Danau Sentarum Nationalpark.

Das besondere dabei war der Ort, wo der Kurs stattfand. Auf der Insel Bukit Tekenang – Mitten im Nationalpark Danau Sentarum. Dieses, erst 2007 zum Nationalpark aufgewertetes Schutzgebiet ist ein 132.000 ha grosses Paradies fuer viele Tier- und Pflanzenarten. Orang Utans (Pongo pygmaeus), Nasenaffen (Nasalis larvatus) und Krokodile (Tomistoma schlegeli) gehoeren ebenso zu seinen Bewohnern wie Arwana-Fische (Scleropages formosus), der teure Zierfisch Clown Loach (Botia macracanthus), der Sumpfstorch (Ciconia stormi) Schildkroeten und viele mehr. Insgesamt schaetzt man das 147 Saeugetierarten, 265 Fischarten, 310 Vogelarten und 31 Reptilienarten im Park vorkommen. Auch gibt es ueber 150 Orchideenarten. Bekannt ist der Park auch fuer seinen durch BioCert zertifizierten Honig und seinem unglaublichen Fischreichtum der von den Menschen welche auf ihren Stelzendoerfern im Park leben, genutzt wird.

Gruppe von Nasenaffen (Nasalis larvatus)

Gruppe von Nasenaffen (Nasalis larvatus)

Clown Loach (Chromobotia macracanthus) – ein teurer Zierfisch der exportiert wird

Clown Loach (Chromobotia macracanthus) – ein teurer Zierfisch der exportiert wird

Die Nationalparkverwaltung hat am Rande einer der wenigen festen Inseln des Parks (Inseln mit Steinuntergrund) ein Gebaeude, welches fuer den Kurs wie geschaffen war. Genug Raeume wo die Teilnehmer ihre Schlafmatten ausbreiten konnten, einen Kursraum, eine Open-Air Kochstelle, Terrasse und Stege auf Stelzen wo man in den Pausen entspannen kann und eine Bootsanlegestelle, welche gleichzeitig ein hervorragendes Bad, Swimmingpool und Fisch-Massage-Becken ist.

Blick auf die Insel/Berg Bukit Tekenang

Blick auf die Insel/Berg Bukit Tekenang

Aktive Teilnehmer des GIS Kurses

Aktive Teilnehmer des GIS Kurses

Entspannen in der Pause
Entspannen in der Pause

Das beste an der Location ist aber, dass es nur an wenigen Stellen auf dem Gelaende Handy-Empfang gibt und es ausser einer phantastischen Aussicht, Bade- und Angelmoeglichkeit und einem 15 Minuten Pfad zum Aussichtsturm auf dem Berg nichts weiter gibt und man somit sozusagen gezwungen ist, beim Kurs aufmerksam mitzumachen. Da konnte ich auch verschmerzen, dass sich Nachts in meinem Zimmer Ratten ueber meine mitgebrachten Schokoladensnacks hermachten, sie Spass hatten in den leeren Plastiktueten nach Essbarem zu suchen (und dabei einen Heidenlaerm produzierten) und am letzten Tag auch noch die Kabel der Mobiltelefon-Ladeadapter durchbissen.
Natuerlich habe ich den See dem kleinen Badezimmer vorgezogen und jeden morgen und abend ging es zum Mandi (Waschen) und zum Schwimmen in den See. Auch wenn mir versichert wurde, dass es bei Bukit Tekenang keine Krokodile mehr gibt, war es trotzdem manchmal ein etwas mulmiges Gefuehl, wenn man gar zu weit in den See herausschwimmt. Und die Tips des Chefs des Parks (wenn ein Krokodil kommt, sollte man abtauchen und unter Wasser schwimmen, da das Krokodil im Wasser das Maul nicht aufbekommt) wollte ich dann lieber doch nicht selbst ausprobieren.
Ein Highlight des Kurses war auch die GPS-Uebung, die diesmal aufgrund fehlender Fusswege per Boot durchgefuehrt wurde.

Kursteilnehmer und Instruktoren

Kursteilnehmer und Instruktoren

Der Danau Sentarum Nationalpark selbst ist ein einzigartiges Feuchtgebiet, welches den Pegel des Kapuas-Flusses reguliert. Letztes Jahr in der Trockenzeit im August waren die Seen komplett ausgetrockent und die Seenlandschaft hat sich in eine von kleinen Flusslaeufen durchzogene Grasslandschaft mit Waldinseln verwandelt. Mit der einsetztenden Regenzeit haben sich die Seen wieder gefuellt (diese Jahr faellt die Trockenzeit irgendwie aus) und die Landschaft gleicht
nun einem Labyrinth aus Wasserwegen, Seen und versunkenen Waldinseln wo nur noch die Baumkronen herausschauen.
Das Transportmittel der Wahl ist hier natuerlich das Boot. Speedboote, Langboote, Kanus, Hausboote, Schlepper und andere Typen sind fuer die Versorgung und den Transport verantwortlich. Und auch das Leben der Einwohner, welche im Nationalpark ihre Doerfer haben spielt sich ueber und im Wasser ab. Die Haeuser stehen i.d.R. komplett auf Stelzen und sind durch Stege miteinander verbunden oder sie schwimmen auf Floessen aus grossen Baumstaemmen.

 Flosshaus im Kampung Bukit Tekenang

Flosshaus im Kampung Bukit Tekenang

Speedboot – die schnellste (und teuereste) Art des Transports im Seengebiet.

Speedboot – die schnellste (und teuereste) Art des Transports im Seengebiet.

Die Siedlung Nanga Pengembung – komplett auf hohen Stelzen gebaut.

Die Siedlung Nanga Pengembung – komplett auf hohen Stelzen gebaut.

Toko – Tante-Emma-Laden in Nanga Pengembung.

Toko – Tante-Emma-Laden in Nanga Pengembung.

Leider ist dieses einzigartige Naturparadies stark gefaehrdet. Rings um den Park wurden grossflaechig Lizensen fuer die Anlage von Oelpalmplantagen vergeben und die Erschliessung dieser Flaechen ist im Moment im vollen Gange. Dies ist aus mehreren Gruenden tragisch. Wertvoller Regenwald wird vernichtet, viele der Flaechen sind Torfmoorwaelder, welche beim Trockenlegen extrem viel klimaschaedliches CO2 emittieren, die Umwandlung der Flaechen in Oelpalmplantagen foerdert grossflaechig Erosion, welche zu massiven Sedimentationsproblemen in der Seenregion fuehrt, der Einsatz von Pestiziden und Kunstduenger hat negative Auswirkungen auf die angrenzenden Oekosysteme und die lokale Bevoelkerung profitiert nur unzureichend bzw. gar nicht von den Plantagen. Transparenz ist bei den Konzernen, wie Sinar Mas leider ein Fremdwort. Treffen und Anfragen von mir bei den Verantwortlichen von Sinar Mas haben leider nur bestaetigt, was oft an negativer Kritik hinsichtlich Transparenz und Fairness der Oelpalmkonzerne gegenueber der lokalen Bevoelkerung berichtet wird. Der Bericht “Caught Red-Handed: How Nestlé’s Use of Palm Oil is Having a Devastating Impact on Rainforest, The Climate and Orang-utans von Greenpeace”, welcher nicht unwesentlich zur Kuendigung des Liefervertrags von SinarMas fuer Nestle gefuehrt hat, beruht zum grossen Teil auf Berichten von Oelpalmplantagen aus dieser Region um den Danau Sentarum Nationalpark und Kapuas Hulu.

Was haben die Oelpalmkonzerne zu verbergen, dass man keine Fotos von ausserhalb des Plantagengelaendes machen darf?

Was haben die Oelpalmkonzerne zu verbergen, dass man keine Fotos von ausserhalb des Plantagengelaendes machen darf?

Es bleibt zu hoffen, dass die Erschliessung der Flaechen, welche den Park zu einer Insel in einer Oelpalmmonokultur machen wuerde, irgendwie gestoppt werden kann bzw. man durch Flaechentausch, die Plantagen auf weniger sensiblen Flaechen anlegt. Im Moment trueben allerdings pechschwarze Wolken der Plantagenwirtschaft die Zukunft dieses Parks.

Bootsfahrt auf einem Flussarm des Kapuas.

Bootsfahrt auf einem Flussarm des Kapuas.

Der Park hat auch sehr hohes touristisches Potenzial. Nur schade, dass die Grenze von Kapual Hulu nach Sarawak (Malaysia) bei der Stadt Badau entgegen vielen Versprechungen, nach wie vor nicht geoeffnet ist. Somit sind Touristen nach wie vor auf den anstrengenden und weiten Landweg von Pontianak aus angewiesen – wenn sich denn mal ein Tourist nach Pontianak verirrt.

Sonnenuntergang im Danau Sentarum Nationalpark

Sonnenuntergang im Danau Sentarum Nationalpark

Sonnenuntergang in spektakulaeren Farben – nichts ungewoehnliches im Danau Sentarum Nationalpark.

Sonnenuntergang in spektakulaeren Farben – nichts ungewoehnliches im Danau Sentarum Nationalpark.

 

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